...someplace, where there isn't any trouble? Do you suppose there is such a place, Toto?

In eigener Sache: "We had to let them go..."

Die letzten Wochen waren weder Fisch noch Fleisch. Zwischen Baum und Borke. Nicht hüh und nicht hott. Between the devil and the deep blue sea. Neither fish, nor flesh, nor good red herring. Neither here nor there. Zwischen Triebwerk und Toilettentür. Oder was es sonst noch so an mehr oder weniger brauchbaren Metaphern gibt.

Der Grund ist der, dass ich - sagen wir es mal so - in der zweiten Maiwoche ganz bewusst etwas an meiner Erwerbsbiographie geändert habe. Ich habe bei meinem soon-to-be-ex-Arbeitgeber gekündigt und werde ab 1.7.2012 unter neuer Flagge segeln, und zwar bei einer Firma in Leinfelden (gerne gebe ich genauere Informationen über meinen neuen Arbeitgeber nach einer persönlichen Mail). Und zum Zeitpunkt meiner Kündigung war eine grössere Menge Resturlaub aufgelaufen, so dass ich seither viele Wochen Zeit zum Nachdenken, fürs Freibad und sonst alles mögliche hatte und mich auch auf meine neue Stelle fachlich ein wenig vorbereiten konnte. Also sowas wie grosse Ferien und sowas wie nicht mehr so richtig für den alten Arbeitgeber und noch nicht so richtig für den neuen Arbeitgeber. Daher das Füllhorn an passenden und unpassenden Metaphern am Anfang.

Damit wären dann gut 10 Jahre bei demselben Arbeitgeber, zuerst als NetSupport GmbH, dann umbenannt in enteo GmbH und schliesslich nach der Akquisition durch gleichnamige Firma als FrontRange Solutions Deutschland GmbH, für mich Geschichte. Zeit also für eine kleine Abrechnung :-) ...

Keine Angst, so unprofessionell bin ich dann doch nicht. Denn was in der Erinnerung bleibt, sind sowieso immer nur die positiven Dinge, und selbst mir als ausgemachtem Zyniker wird's jetzt, vor meiner letzten Arbeitswoche mit zwei letzten harten Arbeitstagen, schon beinah a bissal schwer um's Herz, wenn ich an die letzten 10 Jahre zurückdenke. Und schliesslich hat ja auch schon Oscar Wilde (jedenfalls schreibt man ihm diesen Spruch zu) gesagt:

"Scratch a cynic?s surface and you'll find a disappointed romantic."

 

Vieles wird mir fehlen. Nicht das heimelige Surren der zuletzt 8 Maschinen an meinem Arbeitsplatz. Nicht das Privileg, direkt neben der Firma zu wohnen und an heissen Sommertagen zwischendurch schnell mal eine eiskalte Dusche daheim nehmen zu können. Nicht der beispiellos lässige und meiner Meinung nach vorbildliche Umgang mit Home Office und Vertrauensarbeitszeit. Nicht der wöchentliche Massageservice und auch nicht die früher kostenlosen "Süssies", das kostenlose Obst und die kostenlosen Getränke.

Was ich vermissen werde, sind die Menschen. "Uhhh, Stefan spricht über "Menschen", das menschelt ja schon richtig, das ist gar nicht seine Art", höre ich da den Kai jetzt sagen. Aber es ist wirklich so: Das grossartige Team, das wir einmal waren und zu dem wir uns über Jahre entwickelt haben, war beileibe nichts Alltägliches, darüber sollte sich jeder, vor allem aber die Jüngeren im Team, im Klaren sein. 10 Jahre in derselben Firma und man kann niemanden während dieser Zeit und auch im Nachhinein als ausgemachtes Arschloch identifizieren, das spricht nicht nur für eine kluge Einstellungspolitik sondern ganz besonders für die beteiligten Individuen ("Individuen" ... ist das jetzt besser, Kai?).

Was ich sicher auch vermissen werde:

  • Die (Sub-)Kultur der durchgängig persönlichen Anrede mit dem Kürzel ("Hey SKU!", "Hi, AFU, schon gelesen...", "Mahlzeit FZO, Du alte Schabracke..."). Wobei eindeutig diejenigen im Nachteil waren, deren Kürzel  - ganz sperrig - nur dreisilbig auszusprechen war, wie etwa bei Kai (KIH - also "Kah - Ih - Ha"). Dagegen ich mit meinem geschmeidigen Einsilber ("SKU") war da natürlich an der Spitze der Nahrungskette. Ein Sonderfall war da zweifellos der SGL, zwar Dreisilber ("Es - Geh - Ell"), aber eben auch Geschäftsführer. Aber zur Not konnte man sein Kürzel ja auch ganz elegant schwäbifiziert und mit gewollt abfälliger Konnotation zweisilbig aussprechen ("Seg-gel").
  • Die grossartigen Releaseparties. Can you say "Long Island Ice Tea", FZO?
  • Mein Büro, Mission Control, Namensgeber dieses Blogs. Und alle seine Bewohner, besonders die Säugetiere darunter, namentlich Kai. Wir beide waren die einzigen in der Firma, die niemals in andere Räumlichkeiten reloziert oder sonstwie auseinanderdividiert wurden.
  • Das Suppenschlürfen mit MLO und das gelegentliche Kakaoschlürfen mit MNE
  • Jeder fachliche Diskurs mit OTE. Ein besserer Teamlead als Oliver Tengler ist für mich nur schwer vorstellbar.
  • Die Zusammenarbeit mit dem grossartigen Testteam, das wir einmal hatten. Etwas besseres kann einem Entwickler nicht passieren, als mit so kompetenten und motivierten Leuten zu arbeiten.
  • Die perfekte Organisation des Teams durch AFU. Es gibt keinen besseren Projektleiter und Program Manager auf diesem Planeten als Andreas Fuchs.

Ich bin dankbar dafür, dass ich viel lernen durfte in diesen 10 Jahren und natürlich dafür, dass ich vielleicht dem einen oder anderen auch so einiges beibringen durfte während dieser Zeit. Aber bevor dieses Narrativ nun vollends zum sentimentalen Rührstück verkommt, lohnt sich vielleicht ein Blick nach vorne.

Moving on to greener pastures

 

Der erste, der während meiner Anstellungszeit die Firma verlassen hatte, und das schon 2003, war IBI, dem ich seither in einer Art Hassliebe zugetan bin. Er kommentierte seinen Abgang damals mit den Worten:

"Etwas Besseres als den Tod findest Du überall".

 

Das haben die drei Bremer Stadtmusikanten ihrem vierten Mitstreiter, dem Hahn gesagt, der im Kochtopf landen sollte. Dieses Motto will ich mir aber keinesfalls zueigen machen, und es gibt auch keinen Grund dazu. Denn bei meinem neuen Arbeitgeber hat man mich eingestellt, obwohl ich erst mal in einem Team landen soll, das sich mit managed code und dem IIS und Datenbanken beschäftigt, also mit Themen, die bisher von mir grosszügig gemieden wurden. Das ist ein Vertrauensvorschuss, den ich erst einmal zurückzahlen muss, denn die Lernkurve für mich wird nicht nur vorhanden, sondern vor allem erst mal steil sein. Und man hat mich wegen meines Faibles für Security-Themen eingestellt, womit ich in meinem bisherigen Berufsleben eigentlich immer eher als lästiger Fragesteller und Nestbeschmutzer, und bestenfalls - unter Absingen schmutziger Lieder - als willfähriger Erfüllungsgehilfe für die dirty little secrets aufgefallen bin. In dem Team, in dem ich arbeiten werde, geht es um Lösungen für die unzweifelhaft wichtigste Herausforderung, die unsere Gesellschaft hat, und das ist die Energiewende. Also ein Thema, das für mich als Bürger von höchster Wichtigkeit ist, für mich als Ingenieur aber die Chance bietet, an Dingen mitzuarbeiten, die dieser Gesellschaft unmittelbar nützen. Gibt es was schöneres? Wünscht mir Glück und drückt mir bitte die Daumen, dass das auch klappt.

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